Menschen mit Behinderungen wünschen sich nichts weiter als die Möglichkeit, wie jeder andere auch, uneingeschränkt an allen Aspekten der Gesellschaft teilnehmen zu können. Dies ist keine übertriebene Forderung, sondern lediglich die Suche nach gleichen Chancen. Doch um dieses Ziel zu erreichen, müssen zahlreiche Barrieren beseitigt werden, denn es ist nun mal Fakt, dass Menschen mit Behinderungen, beispielsweise aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilität, einige besondere Bedürfnisse haben. Während viele Länder inzwischen erhebliche Fortschritte bei der Barrierefreiheit gemacht haben, bleibt die Vorstellung von einer Stadt ohne jegliche Barrieren weiterhin ein unerreichbarer Traum. Dennoch konnte ich nach meiner Reise nach Dubai erstmals das Gefühl nicht loswerden, dass die Vereinigten Arabischen Emirate diesen Traum vielleicht tatsächlich verwirklichen könnten. Im Verlauf dieses Artikels werde ich meine optimistische Ansicht erläutern, die Erfolge Dubais bei der Förderung der Barrierefreiheit hervorheben und zusätzlich einige entscheidende Schritte für die Zukunft skizzieren.

Gute Grundlagen

Dubai hat sich in kürzester Zeit in eine moderne Metropole verwandelt, und diese Entwicklung wird voraussichtlich in den kommenden Jahren nicht nachlassen. Wenn man komplett neue Stadtgebiete von Anfang an mit Blick auf Barrierefreiheit plant und baut, stellt dies einen erheblichen Vorteil dar. Im Gegensatz dazu haben viele andere Länder oft mit der Herausforderung zu kämpfen, alte Strukturen barrierefrei umzubauen, was häufig ziemlich herausfordernd sein kann. Dubai hat diesen Vorteil effektiv genutzt und dafür gesorgt, dass neue Stadtgebiete äußerst angenehm für Menschen mit Behinderungen sind.

Auch Dubais finanzielle Möglichkeiten sind von Vorteil. Es ist kein Geheimnis, dass Geld immer eine wichtige Rolle spielt, jedoch ist es bei weitem nicht der einzige Faktor. Ich habe sowohl Länder besucht, die über weniger Ressourcen verfügten, aber eine hervorragende Barrierefreiheit boten, als auch wohlhabende Städte, in denen die Barrierefreiheit vernachlässigt wurde. Zum Beispiel gab es auf einer berühmten Einkaufsstraße in Mailand ein hochpreisiges Markengeschäft, das ich aufgrund einer Stufe am Eingang nicht betreten konnte. Direkt daneben befand sich jedoch ein weniger teures Geschäft mit einer kleinen Rampe. Hatte der Markenladen also kein Geld für die Einrichtung einer Rampe? Höchstwahrscheinlich schon! Dies zeigt, dass es oft eine Frage der Anerkennung und des Respekts gegenüber Menschen mit Behinderungen ist und nicht nur eine Frage finanzieller Ressourcen.

Dubai sticht in dieser Hinsicht heraus. Natürlich wird man, wie in jedem anderen Land, auf freundliche und unfreundliche Menschen treffen, und es ist in einer so multikulturellen Stadt wie Dubai wohl auch kaum zu vermeiden. Während meiner Metrofahrt hatte ich beispielsweise eine sehr unangenehme Erfahrung, als sich eine etwas voluminösere Dame in einen bereits überfüllten Zugwagen drängte und mich zusammen mit meinem schweren Elektrorollstuhl einfach in die Menschenmenge schubste. Solche Vorfälle sind jedoch eher selten, und das Problem der Überfüllung in der Metro wird bereits durch die Einführung von speziellen Rollstuhlplätzen angegangen.

Die meisten Menschen, insbesondere die Emiratis, sind äußerst freundlich und hilfsbereit. Während meiner kurzen Gespräche mit Einheimischen fühlte ich mich immer respektiert und hätte Lust, den einen oder anderen von ihnen besser kennenzulernen. Ein hervorragendes Beispiel für eine positive und inklusive Haltung gegenüber Menschen mit Behinderungen ist die Tatsache, dass sie in Dubai offiziell als ‚people of determination‘ (Menschen mit Entschlossenheit) bezeichnet werden. Dieser Begriff spiegelt Dubais Engagement wider, die Fähigkeiten und das Potenzial von Menschen mit Behinderungen anzuerkennen und zu feiern, anstatt sich ausschließlich auf ihre Einschränkungen zu konzentrieren. Eine solche Einstellung ist ein entscheidender Schritt zur Schaffung einer inklusiven Stadt ohne Barrieren.

Gesetze und Vorschriften

Vielen Menschen ist die Wichtigkeit der Barrierefreiheit bewusst, doch damit wirklich dauerhafte Verbesserungen eintreten können, bedarf es wie so oft verbindlicher Gesetze. Auch die Verantwortlichen in Dubai haben dies erkannt und Gesetze sowie Vorschriften eingeführt, die darauf abzielen, eine inklusive und barrierefreie Umgebung für Einwohner und Besucher mit Behinderungen zu schaffen. Eine der bedeutendsten rechtlichen Grundlagen ist der Dubai Universal Design Code. Dieser Code wurde 2019 eingeführt und konzentriert sich darauf, physische, sensorische und kognitive Barrieren in öffentlichen Orten, Gebäuden, Verkehrsmitteln und digitalen Diensten zu beseitigen. Der Dubai Universal Design Code ist für alle neuen Bauprojekte gesetzlich bindend und macht somit die Barrierefreiheitsstandards verpflichtend. Wie toll wäre es, wenn wir derart verbindliche Standards auch in jedem europäischen Land hätten.

Öffentliche Verkehrsmittel und Taxis

Ihr fragt euch jetzt vielleicht, was die oben genannten guten Grundlagen und Gesetze wirklich bewirken? Nun, tatsächlich sehr viel! Das U-Bahn-System von Dubai ist ein gutes Beispiel dafür. Es verfügt nicht nur über Aufzüge und komplett ebenerdige Eingänge an allen Stationen, sondern auch über taktile Bodenindikatoren sowie visuelle und akustische Signale für Menschen mit Hör- oder Sehbehinderungen. Ein weiterer bemerkenswerter Pluspunkt sind die barrierefreien Taxis in Dubai. Mit Hilfe einer Smartphone-App kann man ganz einfach seinen Standort senden und bekommt innerhalb von nur 30-40 Minuten, ohne vorherige Reservierung, ein Rollstuhl-Taxi. Es ist eine äußerst unkomplizierte und relativ preiswerte Möglichkeit, sich in der Stadt fortzubewegen.

Angepasste Strände

Eine weitere großartige Nachricht ist, dass immer mehr Strände in Dubai für Rollstuhlnutzer angepasst werden. Es wurden spezielle Wege und Rampen installiert, um Rollstuhlfahrern den Zugang zum Wasser zu erleichtern. Darüber hinaus stehen oft Strandrollstühle zur Verfügung, die ausgeliehen werden können. Mit diesen Rollstühlen ist es nicht nur möglich, sich auf dem Sand fortzubewegen, sondern sogar im Wasser zu schwimmen. Sowohl Einheimische als auch Besucher können sich somit auf ein angenehmeres Strand-Erlebnis in Dubai freuen.

Sehenswürdigkeiten und Attraktionen

Langeweile ist in Dubai ein Fremdwort, denn neben den zahlreichen bereits bestehenden Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten werden kontinuierlich weitere Highlights eröffnet. Hier sind einige der beeindruckenden Attraktionen, die diese aufregende Stadt zu bieten hat.

• Burj Khalifa: Mit einer Höhe von 828 Metern ist der Burj Khalifa das höchste Gebäude der Welt! Dieses architektonische Wunderwerk lädt euch ein, mit rasanten Aufzügen, die euch mit einer Geschwindigkeit von 10 Metern pro Sekunde in die Höhe befördern, die gesamte Stadt aus der Vogelperspektive zu bewundern. Schwebt über den Wolkenkratzern und genießt den atemberaubenden Panoramablick.
• Dubai Mall: Die Dubai Mall ist nicht einfach nur ein Einkaufszentrum; sie ist ein gigantisches Einkaufsparadies! In ihrem Inneren erwartet euch eine endlose Auswahl an Geschäften, Restaurants und Unterhaltungsmöglichkeiten. Hier könnt ihr über eine Eislaufbahn gleiten, ein lebensgroßes Dinosaurierskelett bewundern, in einer interaktiven Stadt mit Kindern spielen, eure Gaming-Fähigkeiten im VR-Park unter Beweis stellen und einen Adrenalinkick in einem Flugsimulator erleben.
• Dubai Aquarium und Unterwasserzoo: Mitten in der Dubai Mall befindet sich ein riesiges Aquarium, das mit einer Vielzahl von faszinierenden Meeresbewohnern gefüllt ist. Taucht ein in eine Welt des Wunderns, während ihr durch einen gläsernen Tunnel wandert und von neugierigen Fischen umgeben seid. Außerdem gibt es dort auch einen Unterwasserzoo mit noch mehr coolen Tieren wie Pinguinen und Krokodilen.
• Sky Views Observatory: Für diejenigen, die Nervenkitzel suchen, ist das Sky Views Observatory ein Muss. Erlebt schwindelerregende Höhen, während ihr über einen gläsernen Steg in 219,5 Metern Höhe spaziert oder euch auf einer aufregenden Glasrutsche an der Außenseite des Turms hinunterstürzt. Die Aussicht von hier oben ist ebenfalls richtig großartig!
• Dubai Frame: Stellt euch einen gigantischen Bilderrahmen mitten in der Stadt vor – das ist der Dubai Frame! Genießt von oben, in 150 Metern Höhe, einen atemberaubenden 360-Grad-Blick auf das alte und neue Dubai. Besonders magisch wird es, wenn die Sonne untergeht und die Skyline in ein funkelndes Lichtermeer verwandelt.
• Dubai Miracle Garden: Dieser Ort gleicht einem Blumenmärchenland. Ein riesiger Garten, in dem Millionen von farbenfrohen Blumen kunstvoll in erstaunlichen Formen und Mustern angeordnet sind. Ein wahres Paradies für Blumenliebhaber und ein Ort, an dem traumhafte Fotos geschossen werden können.
• Museum of The Future: Betretet das Museum der Zukunft, in dem die Welt von morgen zum Leben erwacht. Hier könnt ihr futuristische Technologien erkunden, euch von Robotern begeistern lassen und mehr über verschiedene erstaunliche Erfindungen erfahren, die unsere Zukunft gestalten könnten.

Alle diese Attraktionen sind so gestaltet, dass sie Menschen mit Behinderungen einen reibungslosen Zugang ermöglichen. Ganz gleich, ob ihr euch für imposante Wolkenkratzer, Shopping-Erlebnisse, Tierbegegnungen oder die Schönheit blühender Gärten begeistert, Dubai bietet spannende Erlebnisse für jeden!

Herausforderungen und Ausblick für die Zukunft

Obwohl Dubai enorme Fortschritte in Bezug auf Barrierefreiheit gemacht hat, möchte ich auch einige Herausforderungen ansprechen, die mir während meines einwöchigen Aufenthalts aufgefallen sind. Die neueren Stadtteile wie Dubai Marina, Creek Harbour und Downtown sind zweifellos sehr rollstuhlgerecht gestaltet. Sobald ich mich jedoch etwas weiter von diesen Gebieten entfernte, stieß ich auf ein Problem – den Mangel an abgesenkten Bordsteinen. Dies kann ziemlich frustrierend sein, insbesondere für jemanden wie mich, der einen Elektrorollstuhl nutzt. Um in solchen Situationen die Straße überqueren zu können, musste ich nicht selten längere Umwege nehmen, nur um einen abgesenkten Bordstein zu finden. Manchmal war ich sogar gezwungen, auf der Straße neben den Autos zu fahren, was natürlich nicht ideal ist. Überraschenderweise habe ich solche Herausforderungen erlebt, obwohl mein Hotel nur 1 km vom Burj Khalifa entfernt war. Ein anderes Mal bin ich problemlos mit der U-Bahn nach Dubai Marina gefahren, musste aber auf den letzten 800 m von der U-Bahn-Station zu meinem Ziel erneut auf die Straße ausweichen. Diese Erfahrungen zeigen, dass in bestimmten Bereichen der Stadt noch Arbeit erforderlich ist, um ein durchgängig barrierefreies und problemloses Erlebnis für alle zu gewährleisten.

Gleichzeitig ist es wichtig zu betonen, dass Dubai das Potenzial hat, diese verbleibenden Probleme zu bewältigen. Es ist entscheidend, sich weiterhin für eine inklusive und barrierefreie Gesellschaft zu engagieren und die Entwicklung voranzutreiben. In dieser Hinsicht bietet die Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderungen, sowohl Einheimischen als auch Ausländern, eine wertvolle Möglichkeit, spezifische Bedürfnisse zu erkennen und effektiv anzugehen. Denn oft ist es gar nicht so einfach, die vielfältigen Bedürfnisse bei unterschiedlichen Behinderungen zu erfassen. Die Betroffenen selbst können am besten erklären, was benötigt wird und wie diese großartige Stadt noch weiter verbessert werden kann. Darüber hinaus könnte Dubai als nächsten Schritt sicherstellen, dass auch einzigartige Erlebnisse für Menschen mit Behinderungen zugänglich sind. Wie fantastisch wäre es beispielsweise, wenn barrierefreie Heißluftballonfahrten über die atemberaubende Wüste Dubais angeboten werden könnten? Dies mag zwar nicht einfach umzusetzen sein, aber es gibt bereits Unternehmen, die Heißluftballonfahrten sogar für Elektrorollstuhlfahrer ermöglichen. Allerdings sind solche Angebote weltweit noch sehr begrenzt, und Dubai könnte hier die Initiative ergreifen, um solche Aktivitäten zugänglicher zu gestalten und die Stadt somit noch attraktiver zu gestalten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man in Dubai große Schritte in Richtung Barrierefreiheit unternommen hat. Die Verantwortlichen haben solide Grundlagen gelegt, unterstützende Gesetze etabliert und den öffentlichen Verkehr sowie barrierefreie Strände und Sehenswürdigkeiten geschaffen. Trotz einiger verbleibender Herausforderungen steht Dubai als vielversprechender Kandidat da, um den Traum von einer Stadt ohne Barrieren zu verwirklichen. Die zukünftige Entwicklung dieser Metropole wird zweifellos interessant sein, und ich hoffe, dass meine Einschätzung sich bewahrheitet.